Kasalla – „Us der Stadt met K“

Der dritte Longplayer von Kasalla hat diesmal etwas länger auf sich warten lassen. Aber „gut Ding braucht halt Weile“. Und dies merkt man dem Werk „Us der Stadt met K“ einfach an. 14 abwechslungsreiche, ausgereifte und stilübergreifende Songs plus Vorspiel! Ein bisschen Karneval und auch Melancholisches vermischt in Rock und Balladen sowie ein leicht flockiges Funk-Stück. Immer frei nach dem Kasalla-Motto „Alles kann, Kölsch muss“ und dat mät Spaß.

Promo-Auftritt bei Saturn | Foto: Jens Knöttgen

Vürspill

Ein Engelschor singt es in die heiligen Gemäuer des Kölner Doms „Us der Stadt met K“. Da wird einem ganz warm ums Herz, und möchte man mehr Frieden in die Welt bringen … um dann mit

Us der Stadt met K

die volle rockige Kasalla-Breitseite abzubekommen. Laut, fröhlich, frisch und mit „Ich bin ein Mensch von einer Million“ aus Kölle und mit Liebe zu seiner Stadt versehen. Mit den Textpassagen „Ming Mamm es die Stadt met K, se es laut, drink vill un schwad, off zo schnell ävver immer jraaduss, se es kein Modell ävver süht jot us“ beschreibt Kasalla unsere Stadt sehr treffend.

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Aff jeiht die wilde Fahrt

Keiner kann dafür, dass man in die Welt gesetzt wurde, und du wurdest nicht gefragt, ob dir das gefällt. Du hast nur eine Karte, darum lebe jede Sekunde. Diese Kernaussage in einen beschwingten Westernstyle musikalisch verpackt, dies ist einfach witzig und klasse umgesetzt, ab mit dir ins Lebenskarussell …

Kumm mer lääve

Bevür mer stirve und sammeln Sternstunden, die uns keiner nehmen kann. Kasalla hat bereits viele Sternstunden erlebt, unter anderem auch wegen dieses Liedes, das in der Karnevalssession 2013/2014 sehr gut funktioniert hat. Dazu gibt es auch ein herrliches „Kumm mer lääve“-Video.

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Dä Jung met d‘r Jittar

Dieser Song ist irgendwie eine Hommage an Newton Faulkner (aber auch an ambitionierte Straßenmusiker, die es vielerorts gibt) , einen englischen Gitarristen und Sänger, der das Kunststück fertigbrachte, nur mit einer akustischen Gitarre versehen das volle Wembley-Stadion zum Kochen zu bringen. Der Refrain in diesem Kasalla-Song ist herzerwärmend und die Band hat Newton einfach mal zum großen Tanzbrunnenkonzert 2014 eingeladen.

Nit die janze Wohrheit

Ein schöner augenzwinkernder Swing mit einer absolut richtigen Message. Stellt euch vor, wir würden uns immer die absolute Wahrheit sagen. Oje, ich glaube, da würden wir im absoluten Chaos versinken, sogar schon in der persönlichen Partnerschaft. Klasse Text mit passender Musik umrahmt.

För immer

Dies könnte ein „Peilomat“-Lied sein, der Vorgängerband, in der Flo Peil auch Gitarrist und Songwriter war. Ein Song, so breit aufgestellt wie für eine Stadionhymne. Bilder für die Ewigkeit, und bei dem Song denke ich nochmal mit Freude an das letztjährige Tanzbrunnen-Konzert zurück.

Dat Beste an mir bes du

Untermalt von dem „Macedonian Radio Symphonic Orchestra”, eine butterweiche Ballade zu einer Liebeserklärung: „Ich schwaad nit jän övver ming Fehler, doch et jitt eins, do stonn ich zo, et jitt nit vill wo dropp ich stolz ben, dat Beste an mir bes du“. Boah, ich kriege bei dieser Liedtextpassage echt jedes Mal eine Gänsehaut. Ein großer Respekt für dieses tolle Lied gebührt Kasalla und vor allem dem Streicher- und Orchesterarrangeur Claudio Pagonis.

Hür niemols op ze singe

Nun, es gibt immer Lieder, die uns begleiten werden am Anfang und auch am Ende unseres Lebens. Wir verbinden Lieder immer mit unseren persönlichen Lebenssituationen. Ich kann mich noch sehr gut an einen Song von Herbert Grönemeyer erinnern, „Flugzeuge im Bauch“; mein Gott, was hatte ich für Liebeskummer in dieser Zeit! Aber Kasalla hat absolut recht: „e Leed kann ne Fründ sein“ und singen bringt Freude, ist sogar wissenschaftlich erwiesen.

Schöne neue Welt

George Orwell ist schon lange überholt; wir liefern ohne nachzudenken jegliche privaten Informationen ins Netz und sämtliche Satelliten dieser Welt, und vielleicht entwickelt sich unsere Smartphone-gebückte Gesellschaft wieder zu Primaten zurück. Diese These ist natürlich übertrieben, aber Kasalla wirft dieses Thema auf, die Musik erinnert mich dabei an die frühere NDW (neue deutsche Welle der 80er, z.B. Ideal). Diese Kombination ist überaus gelungen, die mobilen „Endjerät“-Nerds werden dabei auf die Schippe genommen. Einfach mal abschalten?

Millionär

Das Lied geht auf die alte Karnevalssong-Tradion à la Süper-Duett zurück, süffisanter Text, minimalistisch instrumental begleitet. „Jo, wenn ich Millionär wör, dann wör ich Millionär … un am Engk nimmste keinen Cent mer en de Kiss“. Für mich ein humorvoller Seitenhieb auf das Streben auf Glück durch viel Geld. Langweilen sich Millionäre nicht auch durch Sinnentleerung, stellt sich hier die Frage.

Ihrestrossefääjer

Eine hervorragende Überleitung zum nächsten Song „Ihrestrossefääjer“. Für Nichtkölner. Die Ehrenstraße (der Name auf Hochdeutsch) ist eine kleine Shopping-Meile mit exklusiven Geschäften. Früher hatten die Geissens dort in der angrenzenden Gertrudenstraße ihr Body-Builder-Bekleidungsgeschäft mit dem Markennamen „Uncle Sam“. Der gesamte Text passt super mit dem flockigen Funksound zu diesem Thema. Was habe ich gelacht, als ich den Song zum ersten Mal gehört habe, einfach nur herrlich!

Alle Jläser huh

Okay, ich gebe zu, dies ist nicht so mein Favorit, aber bei den beliebten „Loss mer singe“-Karnevalslieder-Wettbewerben in nicht nur Kölner Kneipen räumt das Lied gewaltig ab; und damit haben Kasalla wohl wieder alles richtig gemacht. Mir ist das im ganzen Paket „Wir trinken auf die Toten und das Leben“ zu aufgesetzt und berührt mich nicht so wirklich.

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Wingrude T1 Samba

Oh ja, diese Ballade ist was für Romantiker und Träumer, geil! Ein altes VW-Bus-Modell ohne jeglichen neumodernen Schnickschnack, sich ohne Navi einfach treiben lassen und der Motor bollert im Heck, egal wohin man fährt, meine Richtung wäre Südfrankreich.

Leed för tschö ze saare

Ein gelungenes Abschiedslied im Longplayer „Us der Stadt met K“. Funktioniert prima bei den Live-Konzerten der Band. Aber keine Sorge, Kasalla ist noch lange nicht am „Engk“, die wilde Fahrt geht weiter, „un mir sin op dä Reis wie ene blinde Passagier“.

Cover: Us der Stadt met K

Fazit von BANDS.koeln

Mit der dritten CD „Us der Stadt met K“ beweisen Kasalla erneut hervorragend, wie vielseitig diese fünf Musiker einfach sind, in sämtlichen Stilrichtungen wird gewildert und das Ergebnis in der kölschen Sprache präsentiert. Meine Anspieltipps sind: „Jung mit d´r Jittar“, „Nit die janze Wohrheit“, “Dat Beste an mir bes du“, „Ihrestrossefääjer“ und „Wingrude T1 Samba“.

Album: „Us der Stadt Met K“

Label: Pavement Records

Veröffentlichung: 6. Februar 2015

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Gerd Böttcher

Gerd Böttcher

Ich bin der Gründer von METAMA, der Firma, die auch für diesen Blog BANDS.koeln verantwortlich ist. Wie der Name schon sagt, wollen wir darin über Bands aus der Region Köln schreiben. Ich sehe mich in unserem Redaktions-Team als „Romantiker“, der ganz sachliche Schreibstil ist eher nicht mein Ding. Songs müssen in mir Bilder entstehen lassen; ansonsten fehlt mir irgendwie eine emotionale Bindung dazu. Wie sagt der Kölner so lapidar: „Jet jeck simmer all.“

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